Sonntag, 4. Mai 2025

Sie ziehen mich magisch an

Ich weiß nicht warum, aber Friedhöfe ziehen mich magisch an. Seit ich meinen Papa vor knapp 25 Jahren zu Grabe getragen habe, sehe ich diese Ruhestätten mit anderen Augen. Vor allem alte vergessene, aufgegebene Friedhöfe erkunde ich unheimlich gern und diese findet man auch überall, vorrangig in Dörfern und Kleinstädten, wo die Einwohnerzahl seit Jahrzehnten schrumpft. Und so habe ich mich mal wieder auf die Reise in die Vergangenheit begeben und sehr schöne Fotos mitgebracht.

Mein erster Fund war eine Familiengrabstätte, die von massiven Eisenpfosten und Ketten umgeben war. Es handelt sich hierbei um 5 Gräber, das älteste ist von 1830, soweit man es noch entziffern konnte.


Das hier seit Ewigkeiten niemand mehr war, zeigt der Zustand der Steine und die Verwilderung durch Efeu. Irgendwie wirkt es märchenhaft und macht dennoch traurig. Zieht aber wiederum den Block magisch an.


Wo in der Umgebung noch das ein oder andere Grab gepflegt wird, hat das Efeu keine Chance und zeigt auf schonungslose Weise, wie schnell so manch ein Verstorbener vergessen ist. Der Stein ist umgekippt und es wirkt schon fast anonym.


Eine einsturzgefährdete Gruft zeigt wunderschöne Details, was in meinen Augen schon richtige Steinkunst ist, das Datum der Errichtung 1898 ist noch deutlich zu sehen. Sie ist verschlossen mit einer Stahlplatte, so dass mir der Blick ins Innere verweigert wurde.


Es muss sich um eine besondere Familie gehandelt haben, die dort bestattet wurde, denn man hat wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, die Gruft bzw. das Mausoleum so schön wie möglich zu gestalten. Jetzt verwittert es und bekommt keinerlei Beachtung mehr.


Eine ein Meter hohe Stele schaffte es, dass ich Gänsehaut bekam, denn sie steht auf einem Kindergrab. Um der Grabstätte etwas sehr persönliches zu geben, hat man den Kopf des verstorbenen Mädchens nach modelliert, was die Frisur - vor allem die Schleife im Haar - deutlich zeigt.  Ihr Name und wann sie gelebt hat ist leider nicht mehr zu entziffern. Solch einen Grabstein habe ich vorher noch nie gesehen.


Die Steine waren damals einfach einzigartig, jeder auf seine Art und wunderschön. Es muss traumhaft ausgesehen haben, wenn er nach der Fertigstellung an Ort und Stelle stand. Denn auch heute sieht man noch die filigranen Details, die einfach zeitlos schön sind.


Wind und Wetter haben den Steinen so stark zugesetzt, dass man die Inschriften nicht mehr lesen kann, so sehr man sich auch bemüht und dennoch kann man den Blick nicht von Ihnen abwenden. Es sind eben stumme Zeugen bzw. Kunstwerke längst vergangenen Zeiten.


Auf einem Friedhof hat man sich die Mühe gemacht und jeden einzelnen Stein von längst vergessenen bzw. aufgegebene Gräbern zu sichern. Sie stehen nun aufgereiht an der Friedhofsmauer und können weiterhin betrachtet werden. So hat die Natur keine Chance sie unter sich zu begraben.


Das letzte Bild zeigt das Mahnmal für die gefallenen Soldaten im 2. Weltkrieg des Dorfes. Mal völlig anders in Szene gesetzt mit einem simplen Holzkreuz und einem verrosteten Originalhelm. Sonst sieht man meistens hohe Mahnmale aus Stein, die sogar die Namen der Gefallenen tragen. Aber auch diese sehr einfache Aufmachung hat was und berührt und lässt einen das Grauen von Damals regelrecht spüren. Wenn man bedenkt, wie viele junge Männer ihr Leben an der Front verloren haben.

Ich hoffe, ich konnte euch wieder mit jeder einzelnen Aufnahme die Schönheit solcher Orte zeigen. Mir geben sie Ruhe und inneren Frieden, was für viele von Euch wahrscheinlich nicht nachvollziehbar sein wird. 





44 Kommentare:

  1. Ganz besonders ist dieser Ort liebe Romy. Was für Kunstwerke damals schon entstanden sind und nun hier keine Beachtung mehr finden, das ist wirklich schade. Danke fürs Mitnehmen zu diesem vergessenen Friedhof.

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

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    1. es sind wirklich regelrechte Kunstwerke, die dort vergessen wurden.

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  2. In einer früheren Heimatstatt hat es mich schon als Jugendliche immer auf den alten Friedhof gezogen. Ich mochte die Ruhe und die verwunschene Atmosphäre dort. Und 25 Jahre später bei einem Besuch haben mich meine Füße ganz unbeabsichtigt wieder genau dort hin getragen. Ich mag solche Orte sehr!
    Liebe Grüße!

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    1. ich kann das vollkommen nach vollziehen. Und bestimmt warst du überrascht, wie sich der Ort in 25 Jahren doch verändert hat.

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  3. Liebe Romy, auch ich liebe alte Friedhöfe - sie erzählen einerseits Geschichten und bergen andererseits Geheimnisse. Wunderschön, der Friedhof, den du uns zeigst.
    Alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2025/05/gunthers-kakaozeremonie-und-ein-paar.html

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    1. weil es so unheimlich viel zu entdecken gibt und jeder einzelne Stein seine Geschichte hat. Ich mag es dort einfach.

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  4. Friedhöfe sind oft wunderschöne Gärten und haben viel Kraft. Auch verlassene Friedhöfe sind ja solche Gedenkstätten, auch wenn sie nicht mehr gepflegt werden. Wichtig ist doch der Moment, in dem sie angelegt wurden, diese Gräber oder Gruften mit ihren Kunstwerken. Damals wurde getrauert und an die Verstorbenen gedacht und die Lebenden haben erkannt, dass der Tod die Vollendung des Lebens ist.
    Ich mag Friedhöfe auch sehr, besonders welche, die mit Bedacht angelegt wurden und wo es auch Bäume und Grün gibt und nicht nur Regeln.
    Alte Grabsteine haben meist viel mehr Schönheit als die heutigen. Meine Eltern haben ein Familiengrab mit einem Jugendstil-Grabstein. Sehr schön.
    Danke für Deine zugewandten Fotos und fürs Mitnehmen an diesen besonderen Ort.
    Herzlich
    Sieglinde

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    1. die Steine von damals strahlen so eine Ewigkeit aus, sie sind personalisiert. Die heutigen wirken in meinen Augen irgendwie nur kalt und anonym.

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  5. Kann dich gut verstehen, empfinde auch so und besuche des öfteren alte Friedhöfe.
    Schöne und vor allem berührende Fotos hast du uns in diesem Beitrag gezeigt.

    Liebe Grüße

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    1. manche besuche ich sogar mehrmals und entdecke immer wieder Neues, es ist immer wie ein Erstbesuch.

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  6. Jedes Bild habe ich mir ganz genau angeschaut, deine Texte dazu machen die Bilder noch eindrucksvoller. Wenn ich daran denke, was alles geschehen ist in den vielen Jahren seither, man kommt ins Grübeln.
    So alte Friedhöfe habe ich hier noch nie gesehen, höchstens etwas in die Jahre gekommene Mahnmale von den Weltkriegen.
    Gruss vom Werner

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    1. bei uns in der ehemaligen DDR gab es nach der Wende eine regelrechte Flucht in die neuen Bundesländer. Da wurde sehr viele Gräber/Friedhöfe einfach vergessen. Dadurch kann man Unmengen von ihnen hier besuchen und bestaunen.

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  7. ...history and art draw me to cemeteries!

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    1. I couldn't have said it better. I feel exactly the same way.

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  8. Einfach erstaunlich was du auf deinen Entdeckungsreisen immer wieder findest.
    Sei herzlich gegrüsst von Erika mit Ayka

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    1. freut mich sehr, dass ich euch damit immer wieder begeistern kann.

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  9. Wieder sehr tolle Bilder, die einen mitreißen und nachdenken lassen.

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    1. ich denke bei euch in Halle wird es auch solche Orte geben, du musst dich einfach mal auf die Reise begeben.

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  10. Ich finde auf Friedhöfen herrscht einfach eine ganz andere Form von Stille und Frieden...

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    1. solche Orte beruhigen mich, aber eher die verlassenen und verwilderten, wo kein Mensch zu finden ist.

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  11. Immer wieder ein Highlight dich auf deinen Reisen in die Vergangenheit begleiten zu können. LG Delia

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    1. danke und ich nehme euch unheimlich gern mit zu diesen Orten :-)

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  12. Ich beneide dich immer wieder auf´s Neue, dass du so ein Blickgefühl hast für diese schönen Details, danke fürs Zeigen. LG Sven

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    1. das ist nichts Besonderes, dass kann jeder - man muss sich nur die Zeit nehmen, genauer hinzuschauen.

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  13. Das sind wieder schöne Fotos. Danke fürs Zeigen. Ich finde solche Orte auch immer interessant.
    LG Elke

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    1. dann schau dir doch, wenn es die Zeit erlaubt, einfach mal welche an.

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  14. Damit hast Du mich ja liebe Romy,
    ich liebe Friedhöfe, sie strahlen so eine Ruhe aus.
    Und je älter umso lieber.
    Danke für die schönen Bilder, ich bin gerne mitgelaufen.
    Lieben Gruß
    Nicole

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    1. freut mich wirklich sehr, dass wir die uns in diesem Punkt sehr ähnlich sind.

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  15. liebe Romy,
    für manche Blogs lohnt es sich wirklich länger rein- zu- schauen- nach unten zu scrollen um auch andere Beiträge als nur immer die aktuellsten zu lesen. Bisher dachte ich immer du würdest eher nur Produkttesterin sein, aber dieser Post hat mich davon überzeugt, dass du durchaus noch andere Interessen hast. Das geht ja oft leider in aktuellen Beiträgen unter.*
    wunderschön und berührend die Aufnahmen deines Friedhofbesuches...gefällt mir sehr, sie fangen die Atmosphäre eines alten Friedhofes sehr schön ein... herzlichen Dank dafür... angel

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    1. ich habe so einige Berichte über Friedhöfe und Lost Place, aber auch erst seit knapp 2 Jahren sind sie Bestandteil. Und zu meinem Erstaunen erfreuen sie sich großer Beliebtheit und werden sehr gern gelesen.

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  16. Ich war noch nie auf einem aufgelassenen Friedhof. Das gibt es hier bei uns gar nicht. Sehr beeindruckend sind deine Fotos, liebe Romy!

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    1. ich glaube schon, dass es auch auf gut besuchten Friedhöfen, dass ein oder andere vergessene Grab gibt, man muss nur genau hinschauen.

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  17. Ohja wir hatten richtig viel Spaß, ich hab auch mein Handy kaum benutzt, weil ich es einfach mal genossen habe :D

    Wieder ein richtig cooler Lost Place =) Als ich mal auf dem Melatenfriedhof in Köln war, fand ich da auch einige richtig krasse Mausoleen (is das die Mehrzahl? haha). Das is schon beeindruckend. Friedhöfe sind eh immer ein ganz besonderer Ort =) Lg

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    1. freut mich, dass ich dich wieder mitnehmen konnte auf diese kleine Fotoreise. Und ich habe so viele Aufnahmen gemacht, dass ich gar nicht wusste, welche ich euch hier zeigen werden. Die Auswahl war riesig, denn überall gab es was zu entdecken.

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  18. Das ist wieder ein interessanter Spaziergang - auch am Bildschirm. Ich spaziere auch sehr gerne durch alte Friedhöfe, und freue mich wieder über deine Fotos und die guten Beschreibungen.
    Lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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    1. so einige gibt es in unserem Landkreis auch noch zu erkunden, es folgt bestimmt in geraumer Zeit ein weiterer Bericht.

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  19. Die letzte Aufnahme , das Mahnmal für die gefallenen Soldaten berührt mich am meisten, wahrscheinlich durch seine simple Aufmachung und dennoch sagt es soviel aus. LG Leni

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    1. da bin ich ganz deiner Meinung, es zeigt auch auf diese Weise das Leid von damals.

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  20. Als Jugendliche fand ich es viel zu bedrückend, auf Friedhöfe zu gehen! Heutzutage möchte ich auch gern die Geschichten hinter den Steinen erfahren!

    LG Jana

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    1. dann geht es dir genau so wie mir, heute schaue ich sie mir unheimlich gern an.

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  21. Hallo Romy,
    vor ein paar Jahren konnte ich es noch nicht nachvollziehen, wenn andere auf Friedhöfen gewandelt sind, aber heute finde ich solche alten Friedhöfe auch faszinierend. Da hast Du wieder eine interessante Entdeckung gemacht! LG Edeline

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    1. ich denke, dass hat einfach was mit dem Alter zu tun. Als Jugendliche konnte ich mir nicht vorstellen, solche Orte zu besuchen.

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  22. Das ist ein sehr schöner Beitrag! Die Fotos sind toll, jedes spricht für sich...
    Einerseits geht es mir ähnlich wie dir, ich besuche gerne Friedhöfe. In München gibt es z.B. den "Waldfriedhof", der ist riesig und beeindruckend und es gibt wunderschöne Gärten und Gebäude dort, natürlich auch alte und besondere Gräber.
    Andererseits "besuche" ich niemanden auf Friedhöfen bzw. ich finde, das Grab eines Menschen "gibt" mir nichts. Um Menschen, die gestorben sind, trauere ich anders. Ich versteh auch den Hype um die Grabpflege nicht so ganz. Speziell in Kleinstädten wird ganz genau geguckt, welche Gräber gepflegt sind und welche nicht... das stresst mich.
    Liebe Grüße!

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    1. das ist hier in der Gegend auch so, es wird immer beobachtet, was der andere macht und dann wird hinterrücks getuschelt, wenn es mal nicht so schön ist. Sowas gehört sich einfach nicht. Daher liebe ich diese vergessenen Gräber/Friedhöfe um so mehr.

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