Vergessene und verwilderte Friedhöfe sind auch weiterhin eine Leidenschaft von mir. Und als ich mal wieder ein bisschen Zeit für mich brauchte, habe ich mich mit meiner Kamera ins mein Auto gesetzt und das Ziel war schnell gefunden, ein alter Friedhof in einem kleinen Dorf...der einfach wunderbare Motive bot, die ich euch gern zeige, weil ich weiß - wie gern ihr mich virtuell an diesen Orten begleitet.
Das erste was ich entdeckte, war ein überwucherter Hügel, kein Stein, keine Grabumfassung war mehr zu erkennen, nur noch ein Blechschild mit einer Nummer - die den vergeblichen Hinweis gibt, das hier jemand die ewige Ruhe gefunden hat.
Grabsteine eingelassen in Wände/Mauern sieht man nicht mehr so oft, und wenn sie dann regelrecht überwuchert werden, sind sie bald gar nicht mehr sichtbar und somit irgendwann auch vergessen.
Andere wiederum haben der Witterung nicht standgehalten und sind bereits zerborsten, es lässt sich nur noch erahnen, welche Namen sie mal trugen, der abgefallene Teil ist auch nicht mehr auffindbar gewesen.
Ganze Familiengräber wurden bereits dem Erdboden gleich gemacht, nur die wunderschönen Umzäunungen aus geschmiedeten Eisen zeigen, dass hier mal eine ganz besondere Grabstätte gewesen sein muss. Die sich auch damals schon, nur besonders wohlhabende Leute leisten konnten.
Mittendrin tauchte dann eine doch recht gepflegte Anlage auf, die anscheinend noch ab und an besucht wird. Das Tor stand offen und ich habe den Ort mit Respekt betreten. Bei genauerem Hinschauen konnte man aber deutlich sehen, dass die Grabanlage schon sehr alt ist, denn auf nicht einem der Steinkreuze konnte man noch einen Namen entziffern.
Ab und an findet man Teile von Eisenzäunen, die irgendwo angelehnt stehen, die letzten Reste von herrschaftlichen Gräbern aus längst vergessenen Zeiten. Solche Zäune würde heute ein Vermögen kosten, dort verrotten sie und werden keines Blickes gewürdigt.
Traumhaft schön, ist dieser Einsatz aus Sandstein in einer Bruchsteinmauer am Friedhofsrand. Extrem stark verwittert und dennoch zeigt er, dass man sich damals wirklich Mühe gegeben hat, den Toten ein ehrenvolles Grabmal zu widmen, der Name ist längst verschwunden durch Wind und Wetter.
Früher war der Mohn auf Grabsteinen ein Sinnbild für einen friedlichen Schlaf, er sollte das Grab Frieden und Ruhe bringen. Gefunden habe ich dieses Motiv auf einem Stein einer jungen Frau, die zur Zeit des Klassizismus um 1810 den Tod fand und keine dreißig Jahre alt wurde.
Und jetzt zum Abschluss kommt die Aufnahme, die mich am meisten berührt hat.
Dieser Grabstein zog mich magisch an, weil man von Weiten schon sehen konnte, dass er sehr viel Text enthielt. Und als ich es lass, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und es machte mich unendlich traurig - all dieses Leid, was den Familien mit dieser Tragödie widerfahren ist. Auf der anderen Seite musste ich feststellen, dass er Wind und Wetter regelrecht trotzt, als würde er sich gegen das Vergessen wehren wollen. Man sieht ihm sein Alter nicht wirklich an. Vom dazugehörigen Grab ist nichts erhalten. Ich verweilte sehr lange an diesem Ort, wahrscheinlich war ich auch seit Ewigkeiten der einzige Besucher, der diesen Kinderseelen die Ehre erwiesen hat.
Ich hoffe, es hat euch wieder Spaß gemacht, mich auf diesem Rundgang zu begleiten. Vielleicht konnte ich dem ein oder anderen meine Gefühle und Gedanken an diesem Ort anschaulich rüber bringen.
Oh der letzte Grabstein ist wirklich sehr traurig. Sie wurden keine 14 Jahre alt. Die Saale hat viele Strudel und kann daher sehr tückisch sein, das haben wir als Kinder auch gelernt.
AntwortenLöschenso jung endete ihr Leben, deshalb habe ich meinen Kinder immer verboten, an der Saale zu spielen.
LöschenDer letzte Grabstein sieht tatsächlich aus wie neu. Interessant, wie unterschiedlich die Steine verwittern.
AntwortenLöschenvielleicht kümmert sich doch eine höhere Macht um das Vergessen in diesem Fall.
LöschenDu findest immer echte Kleinode.
AntwortenLöschenSolch ein Friedhof ist ja eigentlich ein friedlicher Ort. Aber der letzte Grabstein ist wirklich erschütternd. Soviel Leid für Eltern und Kinder...
Kein Wunder, dass Du so angerührt warst.
Kürzlich war ich am Grab meiner Eltern auf einem Waldfriedhof am Lande. Sie haben einen wunderschönen Jugendstil-Grabstein. Dort sind auch Grabplatten meiner Großmutter und anderer Verwandter auf der Rückseite eingelassen. Leider gibt es auf dem ganzen Friedhof nur noch einen anderen Grabstein, der aus dieser Epoche ist. Alle anderen haben sog. "moderne" Grabsteine, die in gewisser Weise ausdruckslos und auch oft kitschig sind.
Aber mir müssen sie ja nicht gefallen. Es sind die trauernden Hinterbliebenen, die dort in Ruhe verweilen wollen.
Dein Ausflug war wieder sehr berührend.
Herzlich,
Sieglinde
mich berühren auch die alten Steine, die so liebevoll gestaltet sind. Mit den modernen glänzenden von heute kann ich auch nicht wirklich was anfangen. Waldfriedhöfe gibt es bei uns leider nicht.
LöschenIch liebe diese Blogreihe, immer wieder klasse, wie du diese Orte entdeckst und uns so nahe bringst. LG Delia
AntwortenLöschendas freut mich sehr, dass du so begeistert bist von dieser Reihe, die ja noch nicht lange besteht, da ich am Anfang Bedenken hatte ob es jemanden interessiert.
LöschenDas mit der Kanufahrt ist wirklich tragisch, man kann die Tragik dahinter wirklich fühlen beim lesen der Inschrift auf dem Stein. LG Nico
AntwortenLöschender Gedanke ist furchtbar - dass man die Kinder nicht retten konnte. Und all das Leid der Eltern über den Verlust.
LöschenSo alte Friedhöfe sind auch ein Zeitzeugnis. Ich finde es sehr schade, wenn man das nicht erhält, zumindest die alten Grabsteine und Kreuze.
AntwortenLöschenLG Elke
wenn es keine Angehörigen mehr gibt werden die Gräber vergessen. So ist es aber überall.
Löschenvon meiner Mama Helga:
AntwortenLöschenLiebe Romy,
ich staune über mich selbst, denn ich habe mit Beerdigungen und Trauernden so gar nichts am Hut. Bin eher der Drückeberger als der neugierige Beerdigungsgänger. Ich muss immer zuerst eine Einleitung bringen, Gliederung beim Aufsatz schreiben, steckt noch von der Schule her so in mir. Obwohl ich gar nicht gerne schrieb und lieber die Tür zum Garten aufgemacht hätte, musste Mama mich zum Hinsetzen zwingen. Ach Mama.....bitte nur den Anfang waren stets meine Worte. Heute schreibe ich sehr gerne und etwas ausführlicher, dass es heute der Whatsapp Generation zu viel wird.
Also zurück zum Friedhof, wir bzw. Mama 1905 geboren hatte die Verwandten zu bestatten, Geld war kaum da und die Gräber meiner Großeltern, die schon lange vor meiner Geburt gestorben waren 1930/31, Laufzeit 50 Jahre. Dieses Grab existiert noch, es pflegt mein Cousin inzwischen selbst heuer 91 geworden. Die Seite meines Vaters hatte meine Mutter ( ihre Schwiegereltern) 1943 noch während die Kriegshandlungen abliefern selbst in die Hand nehmen müssen, in einem
doppelt tiefen Grab ohne Stein, (später mit ihrer Witwenrente mit einem schlichten Holzkreuz versehen und einer Laufzeit bis 1993, ebenfalls wieder 50 Jahre. 1990 starb mein Bruder, er wurde nur 60 Jahre und seine Witwe wollte ein eigenes Grab für ihren Mann.
Mama starb 1994 und ich wollte für meine Mama ein Urnengräbchen auf 10 Jahre welches ich dann nochmals um 10 Jahre verlängerte.
So, jetzt habe ich Grabgeheimnisse gelüftet und etwas Licht ins Dunkel gebracht, was sich so hinter den Grabsteinen alles verbirgt. Eine kunstvolle Anfertigung aus einem Schmiedebetrieb konnte Mama leider nicht bieten, unser Papa liegt schon seit 1942 im russ. Nirwana irgendwo, ohne Blümchen und trauernde Besucher. Auf Fragen wie „Wart ihr da mal?“, das Grab besuchen? kann ich nur den Kopf schütteln, mitten im Krieg im Feindesland, wo sollte das wohl sein!
So liebe Romy jetzt habe ich gerade einen eigenen Post verfasst.
Zu Deinen Enthüllungen und Gefühlen findest Du sicher Gleichgesinnte, aber die Welt und da meine ich damit nicht Menschen denen es gut geht, die Freizeit und Aktion, Urlaub und Autos bevorzugen. Wer will sich da mit einem alten Friedhof die Laune verderben lassen. Sorry, ich rede so wie ich empfinde, „Ganz ehrlich“.
Herzliche Grüße sendet Dir Helga von den Bienenelfen
danke für deinen ausführlichen Kommentar und deine Erlebnisse mit Bestattungen und Grabstätten. Jeder empfindet solche Orte anders, mir geben sie Frieden und Ruhe in heutigen sehr stressigen Zeit. Ich schaue mir Friedhöfe unheimlich gern an, als Kind habe ich sie nicht betreten können.
LöschenOh very interesting place so sad
AntwortenLöschenvery sad indeed, but still worth a visit.
LöschenLiebe Romy,
AntwortenLöschenmich machen Friedhöfe auch eher traurig ...
So viele Schicksale die dort ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Schlimm ist das Schicksal auf dem letzten Grabstein. Ein Kind zu verlieren ist schlimm ... aber gleich 5 - das ist ein unendliches Leid.
Ich finde es trotzdem wichtig einen Ort zu haben, an dem man trauern kann und dort die Ruhe findet.
Schlimm finde ich, dass mit der Pflege der Gräber oft viel Aufwand verbunden ist.
So war unser Familiengrab 180 km entfernt.
Da fährst man nicht mal schnell zum gießen hin.
Ich habe es vergangenes Jahr auflösen lassen.
Mutter hat ein Urnengrab bei uns im Ort bekommen.
Der Name des Vaters wurde mit auf den Stein geschrieben.
So sind sie irgendwie wieder vereint.
Herzliche Grüße
Jutta
Hinter jedem einzelnen Grab steht ein Schicksal und wenn es Kindergräber sind, macht es noch trauriger. Ich kann verstehen, dass bei so einer Entfernung die Grabpflege nicht wirklich möglich ist, so gern man es auch möchte.
LöschenLiebe Romy,
AntwortenLöschenwas für ein gleichermaßen trauriger wie berührender Ort! Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du lange vor dem Kindergrabstein verweilt hast – diese Inschrift erzählt eine herzzerreißende Geschichte, eine schicksalhafte Kahnfahrt, die gleich fünf Kinder das Leben kostete... Da läuft einem unweigerlich eine Gänsehaut über die Arme.
Ich selbst spaziere gern über alte Friedhöfe, lese die Geschichten, die in die Steine gemeißelt wurden (sofern sie noch zu entziffern sind), und schätze diese besonderen Orte der Stille und Erinnerung sehr. Aber ein so tragisches Schicksal berührt natürlich auf ganz eigene Weise.
Herzliche Grüße
🌿 Traude
https://rostrose.blogspot.com/2025/06/ausflug-zur-burg-liechtenstein.html
dann teilen wir ja eine Leidenschaft, auch ich lese jeden Stein, würde ich dies nicht tun, hätte ich diese leidhafte Geschichte der Kinder nicht entdeckt.
LöschenGerne habe ich diesen Friedhof mit deinen Bildern und Gedanken visuell besucht. Die detailreichen Bilder lassen auch Zeit für eigene Gedanken, ich habe mich da gerne etwas verweilt.
AntwortenLöschenLG Werner
freut mich sehr, dass ich dich mit auf die Reise nehmen konnte und du etwas Entspannung gefunden hast.
LöschenWhat a haunting sight. What a powerful visit you had <3
AntwortenLöschenthe creation of beauty is art.
You can often discover something like this here; there are many villages that have old cemeteries.
LöschenFreut mich, dass dir die Glitzersteine auch gefallen =)
AntwortenLöschenEin wirklich beeindruckender Friedhof. Der Grabstein sieht echt richtig toll aus, die Optik, die Schrift, einfach sehr schön gemacht. Sehr traurig, dass alle Kinder bei einer Kahnfart gestorben sind, das muss auch echt hart gewesen sein. Lg
ich darf gar nicht dran, denken, wie die Eltern sich damals gefühlt haben, als sie die Nachricht über den Tod ihrer Kinder erhalten haben.
Löschen...I love old cemeteries too and there are many here that receive little or no care.
AntwortenLöschenIt would be a dream of mine to visit them all. Perhaps you'd like to share some pictures of them on your blog.
LöschenIch mag solche alten Friedhöfe liebe Romy,
AntwortenLöschenhinter jedem Stein steckt eine Geschichte, ein ganzes Leben.
Auf Rügen haben wir eine Villa gefunden, bzw. die Überreste, es waren nur noch Fliesen da, sie ist vor 100 Jahren abgebrannt und das waren noch die kläglichen Reste.
Ganz lieben Gruß
Nicole
das klingt sehr interessant und es regt die Fantasie an, wie die Villa wohl ausgesehen hat zu ihren Glanzzeiten.
LöschenHallo Romy,
AntwortenLöschenals ich klein war ist meine Tante immer mit mir auf den Friedhof gegangen, ich durfte Wasser pumpen und die Eichhörnchen begucken, ich fand das alles wunderbar.
Viel später habe ich realisiert, das es das Grab ihres 20 j. Sohnes war, das sie dort gepflegt hat. Das Grab ist heute in meinem Besitz und ich haben meinen Bruder dort beigesetzt. Auf dem gleichen Friedhof ist meine Urgroßmutter und Großmutter dieses Grab ist ebenfalls in meiner Verantwortung. "Hier nimm du es, für den der es mal braucht" mit diesen Worten wurde es mir von meiner Tante überreicht . Tja was soll man dazu sagen?
Friedhöfe sind für mich ein Ort des Friedens, und oft auch eine Fülle von Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Das Schicksal mit den fünf Geschwisterkindern ist wirklich tragisch, mögen sie in Frieden ruhen.
Liebe Grüße
Conny
wir haben auch ein Familiengrab, wo mein Papa und meine Oma ihre letzte Ruhe gefunden haben. Von den anderen Generationen sind keine mehr erhalten, was ich persönlich schade finde. Denn ein Besuch bringt mir auch auch immer Ruhe und Frieden.
LöschenWieder ein schöner aber auch mystischer Rundgang an dem Du uns Teil lässt. Ich gehe auch gerne zu solchen alten Friedhöfe. Da schaudert ein schon etwas. Stelle mir dann immer vor wie vlt. die Leute gelebt haben oder so und kann mir die Orte gut vorstellen als Filmkulisse in solchen historischen oder Krimifilmen. LG Edeline
AntwortenLöschenich rechne sehr oft aus, wie alt die Menschen geworden sind und auch lese ich dort wunderschöne Sprüche, die in der heutigen Zeit total vergessen sind.
LöschenEin toller Rundgang von dir und schön beschrieben. Ich meide Friedhöfe, irgendwie find ich das immer so richtig traurig dort. LG, Janina
AntwortenLöschenso ging es mir, als ich jünger war. Jetzt sehe ich diese Orte mit anderen Augen.
LöschenDa hast du aber ein sehr interessantes Hobby - wirklich! Ich finde Lost Places an sich schon mega, aber Friedhöfe haben einen ganz eigenen Charme.
AntwortenLöschenbeides hat meine Leidenschaft geweckt, denn es sind immer Reisen in die Vergangenheit. Eigentlich haben Lost Place und verlassene Friedhöfe sehr viel gemeinsam.
LöschenManche Gräber bzw Grabsteine erzählen viel von vergangenen Zeiten mit hoher Säuglingssterblichkeit, von Unglücken und auch Naturkatastrophen. Im Urlaub besuchen wir immer sehr gerne diverse Friedhöfe. Hier zuhause eher weniger, denn es ärgert mich immer, dass bestimmte bekannte Leute ihre Gräber bis in alle Ewigkeit kostenfrei behalten und Normalos die Ruhestätte nach 20 Jahren neu kaufen müssen.
AntwortenLöschenDeine Bilder habe ich gerne betrachtet.
Liebe Grüße
Arti
solche Unterschiede werden oft gemacht, das gibt es hier bei uns auch, vor allem bei den Preisen für die Grabstätten geht es ab und an nach Nase.. Kindergräber sehe ich auf sehr alten Friedhöfen auch sehr oft.
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