Seit Lost Place mein Hobby ist, fahre ich mit ganz anderen Augen durch die Gegend, ich schaue einfach genauer hin und entdecke dann doch das ein oder andere unscheinbare Objekt. So war es auch vor Kurzem, als mir ein Haus auffiel, was vom Garten her total verwildert war, was ein Zeichen dafür ist, dass dort niemand mehr wohnt. Und als es meine Zeit dann zuließ, hab ich es einfach erkundet, es siegt eben immer wieder die Neugier.
Dadurch, dass das Dach noch recht gut aussah, ging man beim flüchtigen Anblick nicht mal davon aus, dass es leer stehen würde. Doch das Glück war auf meiner Seite, denn das Haus war nicht verschlossen, sodass man es einfach betreten konnte.
Beim ersten Raum der sich einen bot, handelt es sich um die Küche, was deutlich am Herd und dem Kühlschrank zu erkennen war. Das Zimmer machte den Eindruck, als hätte schon mal ein Renovierungsstart begonnen.
Das sehr schmale Seitenzimmer zeigte aufgrund der deutlich bunten Wandbemalung, dass es mal ein Kinderzimmer gewesen sein muss. Die Marienkäfer ließen mich lächeln, da sie noch immer ein Gefühl von kindlicher Freude ausstrahlten.
Das unverkennbare Badezimmer ließ einen wieder das Gefühl bekommen, dass die Sanierung im vollen Gange ist und aktuell nur pausiert wird.
Solche Kachelöfen sind längst Relikte anderer Jahrzehnte und dennoch finde ich sie wunderschön, wollte man so etwas heute aufstellen, würde man ein kleines Vermögen dafür bezahlen.
Der Aufgang ins Obergeschoß zeigte dann aber deutlich den Zahn der Zeit, es roch modrig und die Luft war feucht. Jede einzelne Stufe knackte, als würde die Treppe wieder zum Leben erweckt.
Die wunderschön gestalteten Seitenwände sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst, die Farbe/Tapete blättert ab und zeigt deutlich die Vergänglichkeit.
Die oberen Zimmer verfügen noch über etwas Mobiliar und das offene Fenster erklärt die Feuchtigkeit im Haus. Aber wie die Regeln der Lost Placer es besagen, wird nichts verändert, somit habe ich das Fenster auch nicht verschlossen.
Von den Wänden schälte sich die Tapete und Farbdosen waren zu entdecken. Pinsel lagen herum, die längst vertrocknete Farbe enthielten. Und dennoch war es ein sehr interessanter Anblick, der die Fantasie anregte, was dort wohl gemacht wurde.
Ein anderer Tisch stand voll mit Geschirr, was von einer dicken Staubschicht belegt war. Davor eine Gartenzeitung, die das Jahr 1996 auf dem Titelblatt trug, sehr gern hätte ich daran geblättert, aber dann wäre sie bestimmt auseinander gefallen.
Sogar alte vergilbte Gardinen hingen noch vor dem ein oder andere Fenster, was die Zimmer noch zusätzlich verdunkelte und ihnen was Mystisches verlieh. Die aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk ist deutlich an den Wänden zu erkennen.
Das kleine WC im Obergeschoß hat schon lange keine Gäste mehr gesehen und wird es wahrscheinlich auch niemals mehr. Der Gedanke fühlte sich irgendwie komisch an.
Die Fenster im Obergeschoß bieten einen atemberaubende Blick auf die weiten Felder die hinter dem Haus liegen und man kann wunderschön den Sonnenuntergang beobachten. Sie sind bereits undicht und werden bald in sich zusammenfallen und trotzdem gefällt mir der Anblick sehr.
Dagegen zeigt dieses Seitenfenster im Erdgeschoß mit seiner Vergitterung deutlich, dass bereits wirklich schon mal jemand mit Motivation an der Sanierung des Gebäudes war. Was die Frage aufwirft....warum es zum Stillstand kam bzw. das Vorhaben aufgegeben wurde.
Auf dem Rückweg durch den verwilderten und vermüllten Garten entdeckte ich dann noch diese uralte Pfaff Nähmaschine, die vielleicht schon 100 Jahre oder mehr auf dem Buckel hat und jedes Sammlerherz höher schlagen lassen würde. Aber wie es die Regeln besagt, bleibt sie an Ort und Stelle und wird ihrem Schicksal überlassen.
Ich hoffe, ich konnte euch wieder Mal auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen und ihr hattet Spaß daran, mich mit den Bildern virtuell zu begleiten. Auch wenn dieser Lost Place noch nicht so alt ist, hat er doch eine Menge zu erzählen gehabt.