Meine letzte Lost Places Tour führte mich zu einem Freibad, was vor mehr als 23 Jahren geschlossen wurde. Es war nicht wirklich einfach, es zu finden nach so langer Zeit, denn es wurde damals in eine idyllische Berglage integriert. Aber mit etwas Ehrgeiz und Gesprächen mit Anwohnern wurde ich dann doch fündig.
Nachdem ich mir den Weg durch Gestrüpp und Brombeeren gekämpft hatte, tauchte wie aus dem Nichts der Eingang auf, wo der Eintritt in das Bad bezahlt werden musste. Das Gelände ist komplett verwildert und man kann den eigentlichen Zugang nur noch erahnen, wenn der ehemalige Betonweg etwas durchschimmert. Ich war aber auf der richtigen Fährte, denn es tauchte auf einmal das Fußbecken auf, das man aus hygienischen Gründen durchquerte beim Betreten der Badeanstalt.
Auf der Betonfläche kann man den Schriftzug "Nur für Schwimmer" noch sehr gut lesen. Hat man den Hygienebereich durchquert steht man auch direkt vor dem riesen Becken, was einem den Atem nimmt und mir ein "Wow" entlockte.
Das klassische Hellblau wird durchbrochen von Bäumen und Sträuchern, die es geschafft haben, den dicken Beton zu durchbrechen und langsam alles überwuchern. Das Becken hatte eine Größe von 50 x 30 m und war mehr als 2 Meter tief.
Die Sprungblöcke sind noch vorhanden, je Seite waren es 5 Stück mit klassischen roten Mosaikfliesen.
Sogar einen Sprungturm mit 3 Meter Höhe gab es, dieser ist leider fast komplett verfallen, aber seine Bauart ist noch gut zu erahnen.
Da sich das Bad auf einem Berg befindet, wurde das Wasser immer direkt zu den Becken gepumpt, die Frischwasserzufuhr erfolgt durch dicke Rohre, man kann sich das Plätschern noch richtig vorstellen bzw. regelrecht hören, wenn das Wasser hinein sprudelte.
Natürlich gab es auch ein Nichtschwimmerbecken, für die kleinen Besucher, dieses ist aber aufgrund seiner Flachheit eher nur noch zu erahnen nach all den Jahrzehnten.
Dafür kann man aber die Treppe in dieses Becken noch sehr gut sehen und die Wasserhöhe gut abschätzen, ich denke, das Becken war max. zu 50 cm mit Wasser befühlt.
Bahnt man sich den Weg weiter durchs Gelände kommt man an einem verfallenen Imbiss vorbei, wo man sich während des Badens etwas stärken konnte. Bekanntlich schmecken Pommes im Freibad ja am Besten 😃 und vermitteln ein regelrechtes Urlaubsfeeling.
Sogar ein Grillpavillon war vorhanden, bestimmt gut besucht und ein Highlight, wenn ein Schwimmbadfest bis in die Abendstunden gefeiert wurde. Dieser ist komischerweise am besten erhalten und sieht aus, als wäre er vor Kurzem noch genutzt wurden.
Dahinter befinden sich die verfallenen Sanitäranlagen, die damals komplett gefliest waren und mit guten Gewissen genutzt werden konnten. Denn sie wirken immer noch sehr sauber, obwohl alle Fenster zerbrochen sind.
Die Umkleiden waren recht einfach gehalten, schmale Räume aneinandergereiht mit simplen Holztüren - die aber bereits stark verwittert sind. Insgesamt sind es ca. 20 Stück.
In einem sagen wir mal Lagerraum, fand ich dann die Sonnenliegen, die dort gestapelt auf ihren Einsatz warteten. Eine simple Ausführung, so wie man sie aus DDR-Zeiten eben kennt. Der Stoff hat noch sehr kräftige Farben, aber ist porös - sah bestimmt toll aus, wenn diese um die Becken platziert waren.
In einer etwas abgelegenen großen Halle stehen die riesen Tanks, die das Wasser für das Freibad aufbereitet haben. 4 Stück an der Zahl, die dermaßen groß sind, dass man sich regelrecht winzig dagegen vorkommt
Auch wenn ihr jetzt wahrscheinlich lacht, ich bildete mir bei der Besichtigung ein, dass ich auch nach all der langen Zeit nach der Still-Legung noch den Geruch von Chlor und Desinfektionsmittel wahrnehmen konnte.
Der letzte Blick auf das Freibad vor dem Gehen, machte mich dann doch traurig. Es war vollkommen still und ruhig - nicht mal ein Vogel meldete sich zu Wort. Es ist wirklich schade, dass hier kein Kinderlachen mehr zu hören ist....die Stille war regelrecht erdrückend und irgendwie auch unheimlich. Vielleicht fühlte es sich intensiver an, weil ich diese Stätte in den Sommerferien bei über 30 Grad besucht habe, wo doch Schwimmbäder eigentlich gut besucht sind.
Ich denke, in weiteren 20 Jahren ist gar nichts mehr von diesem Bad zu sehen und nur noch die älteren Bewohner des Ortes, können dann darüber berichten und von ihren Erinnerungen von vergangenen Zeiten erzählen. Vielleicht haben sie damals dort sogar Schwimmen gelernt.