Da ich doch mehr als überrascht war, wie wahnsinnig gut mein letzter Lost Place Bericht bei euch angekommen ist und ihr in den Kommentaren erwähnt habt, gern mehr zum Thema zu sehen, habe ich mich wieder auf den Weg in die Vergangenheit begeben. Dieses Mal war das Ziel eine alte total verfallene Schlossruine, die mit bloßen Auge nicht mehr zu sehen ist, denn die Natur hat sie bereits schon wieder komplett umgeben.
Auch dieses Relikt aus längst vergangenen Zeiten steht im Herzen von Sachsen-Anhalt, nicht weit von meinem Wohnort entfernt. Das Schloss war mal ein prunkvolles Gebäude, erbaut in L-Form. Laut Überlieferung wurde es um 1530 erbaut und erstreckte sich über 3 Etagen.
Über eine Wendeltreppe erreichte man die verschiedenen Etagen, übrigens war es die einzige Treppe in dem gewaltigen Gebäude. Ich schätze die Wohnfläche auf mehr als 1400 m². Leider ist der Treppenaufstieg dermaßen verfallen, dass es einem nicht wirklich möglich ist, die 2. Etage zu erreichen.
Auch wenn es nur eine Treppe gab, hat man an Kellereingängen nicht gespart, davon gibt es unglaubliche 10 Stück, was vermuten lässt - dass das komplette Bauwerk unterkellert war.
Groß besichtigen kann man sie nicht, da sie zum Teil mit Schutt verfüllt sind bzw. alles bereits stark einsturzgefährdet ist. Hat man sich erstmal ins Gebäude gekämpft sieht man wunderschöne geschwungenen Decken, die den Baustil des damaligen Adels erkennen kann.
Ob es sich um Wohnräume, Schlafräume oder Küchen handelte, kann man leider aufgrund des Verfalls nicht mehr erkennen. Den Atem raubte mir aber ein Raum ganz besonders, er ist gesäumt von Bögen und einen riesen großen Terrassenaustritt.
Man kann sehr gut erkennen, wie pompös es damals ausgesehen haben muss, dadurch dass hier die 2. Etage schon komplett fehlt, war dieses Plätzchen schön hell und besonders fotogen aufgrund des natürlichen Lichteinfalls. Die eigentlich dazugehörige Terrasse ist bereits abgesackt und lässt sich nur noch erahnen.
Für dieses Terrassenfoto habe ich mich durch überwuchertes Dickicht gekämpft und hatte am Ende 17 Zecken an der Hose, die an der Fotosafari teilnehmen wollten 😄. Die wundervoll gestalteten Tür- und Fensterbögen versetzen einen wirklich in die Zeit zurück und man denkt gleich an Prinzen und Prinzessinnen.
Einer schöner als der Andere, sie bestehen meist aus Sandstein oder Bruchstein. Der Steinmetz verstand sein Handwerk. Für so etwas würde man heute ein Vermögen zahlen, wollte man es in Auftrag geben.
Die seitlichen Querdurchgänge beherbergen auch wieder Kellerzugängen und zeigen, dass sogar an diesen Stellen Bäume wachsen, die sich einfach der Bausubstanz anpassen.
Die Rückseite des extrem große Gebäudes zeigt stellenweise noch die Originalgitter vor einigen Fenstern, was das wohl damals für Gründe hatte??? Lasst eure Fantasie spielen.
Das letzte Bild zeigt mit Moos überwucherte Steine die sich um das ganze Gebäude verteilt befinden, sie waren mal die 3. Etage, die bereits zum größten Teil am Boden liegt. Ich schätze mal, dass in vielleicht 50 Jahren das ganze Schloss als großer Trümmerhaufen enden wird. Und nichts mehr an dieses imposante Gebäude erinnern wird.
Ich habe mir das ganze Areal über 2 Stunden angeschaut und muss zugeben, dass es sehr anstrengend war über all diese Steinberge zu klettern. Immer der Gefahr ausgesetzt, einen Oberschenkelhalsbruch zu erleiden, den man in meinem Alter ja nicht unterschätzen sollte 😅.
Am Ende hatte ich dann wieder mehr als 50 Fotos gemacht und die Wahl, welche ich hier zeige, fiel mir unendlich schwer. Ich hoffe, die Auswahl kann euch doch ein Gefühl dafür geben, wie es hier mal ausgesehen hat vor fast 500 Jahren.