Wenn das Wetter sehr schlecht ist, fahre ich meine Tochter zu ihrem Ausbildungsbetrieb, sodass sie nicht bei Regen mit dem Motorrad unterwegs ist. Und dann kommen wir jedes Mal an einer Stelle vorbei, die irgendwie ins Auge sticht. Wir haben uns dann schlau gemacht und erfahren, dass es sich um ein aufgegebenes Wasserwerk handelt. Und als die Zeit es erlaubte, haben wir es uns dann einfach mal angeschaut.
Vor dem verwilderten Gelände steht ein verrosteter alte Wasserhydrant, der wie ein Symbol dafür steht, dass hier jahrelang das Wasser im Vordergrund stand. Hat man sich über die Mauer geschwungen und durch das Dickicht gekämpft steht man vor einem riesigen Auffangbecken, was aus massiven Beton besteht und zum Teil mit Regenwasser gefüllt ist.
Im Hintergrund tauchen die ersten Ruinen auf, die wahrscheinlich die Technik enthielten um Wasser zu fördern oder aufzubereiten. Die Gebäude sind stark verfallen, bereits im Inneren wachsen Bäume und Sträucher, alle Wände waren aus hygienischen Gründen gefliest.
Ich muss aber sagen, dass der Anblick irgendwie sehr stimmig ist, denn die grünen Kacheln haben was sehr Natürliches an sich, so wirken diese Hallen nicht fehl am Platz, als wären sie ein Teil der Natur. Klingt komisch, aber es fühlt sich so an.
Im hinteren Teil, findet man dann ein weiteres Gebäude, was kleine Räume enthält, ich denke mal, dass hier die Verwaltung tätig war. Es scheint, als wären es Büros gewesen, schließlich gab es bestimmt viel zu dokumentieren und zu organisieren.
Das Dach ist komplett verschwunden und es zeigen sich einige Anzeichen für einen Brand, auch dieses Gebäude ist stark einsturzgefährdet. Und dennoch haben wir es betreten, weil die Neugierde zu groß war.
Zum Teil sieht man noch Sitzgelegenheiten, die vielleicht mal den Warteraum zierten, wenn man vor Ort war - um Fragen zum bestehenden Wasservertrag hatte oder einen Anschluss beantragen wollte.
Die Sanitäranlagen waren komplett in schwarz gehalten, die Kacheln halten auch nach vielen Jahren noch an der Wand, egal ob es regnet, schneit oder windig ist. Einige Gebäude sind unterkellert - diese Eingänge erschienen auch extrem massiv, nur leider standen diese Untergeschoße alle unter Wasser.
Von der damaligen Technik ist nichts übrig geblieben, bestimmt hat man die Maschinen abgebaut und werden nun wo anders genutzt. Von manchen Hallen ist fast gar nichts mehr zusehen, meist steht nur noch eine Fassadenwand, die dennoch ein wunderschönes Motiv abgibt.
Aufgrund der Dimensionen des Geländes kann man sich schon vorstellen, dass hier reges Treiben herrschte und einige Menschen ihr täglich Brot verdienten. Jetzt holt sich die Natur Stück für Stück alles zurück.
Lustigerweise ist das Haus gleich am offiziellen Eingang das am besten erhaltene, obwohl man sich keinen Reim darauf machen kann, welchen Zweck es mal hatte, denn kein Hinweis deutet auf die Nutzung hin.
Das Dach ist noch recht gut erhalten und die Fenster sind vergittert gewesen, warum auch immer. Auch wenn ich daraus nicht schlau werde, war es ein interessanter Blick ins Innere.
Nachdem wir uns gut 3 Stunden durch das ganze Gelände gekämpft hatten um alles zu sehen und zu bestaunen - war es an der Zeit den Rückzug anzutreten. Dabei stellten wir fest, dass fast das ganze Areal unterhöhlt war, eigentlich logisch - irgendwo muss ja das notwendige Wasser gewesen sein für den Betrieb.
Uns wurde dann bewusst, auf was für instabilen Untergrund wir uns bewegten und es hätte bei jedem Schritt böse enden können. Tja, was soll ich sagen, wir Lost Place Gänger leben eben auch manchmal gefährlich 😀.
Leider konnte ich, auch nach längerer Recherche nicht in Erfahrung bringen, wann dieses Wasserwerk aufgegeben wurde und vor allem warum.