Mittwoch, 19. November 2025

Das Haus der Kinder

Meine Tochter und ich hatten uns vor Kurzem wieder auf eine Lost Place Tour begeben. Das eigentliche Ziel war ein Bunker, leider war dieser verschlossen und wir traten enttäuscht die Rückreise an. Aber wie immer bei solchen Unternehmungen sind die Augen offen und sehr wachsam und so fanden wir dann doch noch ein Objekt was unsere Neugierde weckte.

Man sah dem Haus sofort an, dass es verlassen ist und vor längerer Zeit bereits aufgegeben wurde. Wir parkten ein wenig abseits und näherten uns vorsichtig. Zu unserem Glück war die Tür nicht verschlossen und wir konnten eintreten.


Das Haus war ein völliges Chaos, die Inneneinrichtung ein Schatten ihrer Selbst. Jeder Schrank war offen und alles lag auf dem Boden verteilt. Es scheint, als hätten die Bewohner nichts davon mitgenommen und sind in einer Nacht und Nebelaktion verschwunden. Nachdem ersten lockeren Überblick, bemerkte ich  - dass sehr viele Kinder hier gelebt haben müssen. Denn egal wohin man schaute, überall waren sie irgendwie präsent. Ob die Sitzerhöhung für das Auto, oder...


die lieblos abgestellte Babyschale. Alles bereits stark verwittert und dennoch sah man, dass es nie gepflegt wurde. Um so weiter wir in das Haus vordringen konnten, desto mehr Kindersachen konnte man entdecken.


Spielzeug für Jungs und Mädels, diverser Altersklassen, was einfach so zurück gelassen wurde, als hätte es den Kindern nie etwas bedeutet. Oder sie konnten es nicht mitnehmen. Die Anblicke machten schon sehr nachdenklich.


Wem gehörte wohl dieser Teddy? Wem hat er Trost gespendet oder den Schlaf versüßt? All diese Fragen kamen auf, worauf ich leider keine Antwort fand. Und um so genauer ich hinschaute, desto mehr entdeckte ich.


Egal in welcher Ecke oder auf welchem Tisch, es gab keinen Platz ohne die unsichtbare Präsens von Kindern. Einige müssen schon größer gewesen sein, denn auch ein Stundenplan, der sogar noch lesbar war, lag achtlos auf dem Boden.


Um so mehr wir in die Geschichte des Hauses eintauchten um so unwohler wurde uns irgendwie. Die Stille und die Kindermöbel schlugen uns sehr auf die Stimmung. Denn aus Neugierde wurde irgendwie Nachdenklichkeit.


All diese Sachen versprühten eine traurige Atmosphäre die man richtig spüren konnte. Irgendwie konzentrierten sich die Augen nur noch darauf, gleich den nächsten kindgerechten Gegenstand zu entdecken.


Und man wurde nicht enttäuscht, mit jedem Blick und jeder Aufnahme wurde die Stimmung in dem Haus noch bedrückender. Wir waren uns nicht mehr sicher, ob wir uns den Dachboden wirklich noch anschauen sollten. Und dennoch stiegen wir am Ende die wacklige Treppe hinauf und zückten unsere Taschenlampen. Und auch dort änderte sich die Szenerie nicht.


Eine dick mit Staub bedeckte Laufhilfe begrüßte uns, das Seitenfenster ist bereits zerborsten und Sträucher bahnen sich den Weg ins Gebäude. Ich fühlte mich immer unwohler und meine Tochter und ich sprachen kein Wort mehr und verhielten uns extrem leise.


Die Puppe in der Ecke machte uns eher Angst, wir sahen sie nicht wirklich als Spielzeug, so sehr hatte uns das Haus in seinen Bahn gezogen. Ich weiß, dass sich das von euch wahrscheinlich keiner richtig vorstellen kann.


Eine weitere Babyschale stand achtlos in einer Ecke und auch sie war blau, wahrscheinlich wurde damit ein neugeborener Junge transportiert, bestimmt nicht der einzige männliche Nachkommen. Was sich auch in den nächsten 2 Bildern bestätigen wird.


Das Gestell eines Kinderwagens tauchte auf, voll mit vertrocknetem Laub, was den Weg ins Gebäude fand, da das Dach bereits stark beschädigt ist. Und keine 5 Meter weiter zeigte sich der 2. Wagen. Der Anblick ließ mich erschaudern, es wirkte wie eine Szene aus einem Horrorfilm im Schein der Taschenlampe.


Beim näher kommen hatte ich dann sogar noch solche Gedanken wie "Bitte lieber Gott, lass den Wagen leer sein"... ich fühlte mich irgendwie nur noch extrem unwohl in diesem Haus und bat meine Tochter zu gehen. Ich hatte das Gefühl als würde mich jemand beobachten, was natürlich völliger Quatsch ist.
Die letzte Aufnahme schlug uns dann doch regelrecht in die Flucht.


Dabei handelt es sich um einen knallroten Sessel der an der ungedämmten Wand steht und genau die Sicht auf die Kinderwagen hat. Daneben ein Koffer, als würde jemand gleich wiederkommen und Platz nehmen. Denn die Sitzfläche war kaum verschmutzt im Gegensatz zu all dem drum herum. Ich weiß nicht wiso, aber ich fühlte mich in dem Moment nicht allein.

An diesem Punkt war die Besichtigung aus sage wir mal "psychischen Gründen" des Hauses beendet und wir verließen es recht zügig. Und waren froh Tageslicht und frische Luft schnappen zu können. Es war irgendwie erleichternd, den Ort verlassen zu können.

Diese Tour hat mich noch einige Tage beschäftigt, denn irgendwie lies mich das Schicksal der Kinder nicht los.....



36 Kommentare:

  1. Euer Unbehagen verstehe ich absolut. Ich wäre schon eher geflüchtet. Die Puppe hätte mir auch Angst gemacht und der Sessel, der aussieht, als ob vor nicht allzu langer Zeit noch jemand darauf gesessen hat, hätte mir den Rest gegeben. Was wohl in dem Koffer sein mag. Schade, dass man nichts anfassen "darf".

    Kann es ein Kinderheim gewesen sein? Müsste sich doch rausfinden lassen, was es mit dem Haus auf sich hat.

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    1. es war wirklich sehr gruselig, aber am Ende siegt immer wieder die Neugier. Leider war nirgends ein Anwohner zu finden um an Informationen zu dem Haus zu kommen.

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  2. Das kann ich total nachvollziehen, dass es Euch den Atem und die Stimme nahm und die Atmosphäre so düster war.
    Noch dazu waren die Fenster im Haus vergittert.
    Was in diesem Haus mit den Kindern wohl geschehen ist?
    Liegt es sehr abseits? Es müssen doch andere Menschen in der Nähe gewesen sein und mitbekommen haben, dass dort viele Kinder ein- und ausgingen oder lebten.
    Vom Stil der Möbel und der Kindersachen würde ich auf vor ca. 30 - 40 Jahren schätzen. Was meinst Du?
    Wirklich ein schauerliches Haus.
    Nachdenkliche Grüße von
    Sieglinde

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    1. eigentlich liegt es nicht sehr abseits, aber es war weit und breit niemand zu sehen, den man hätte befragen können. Diese Tour hat mich auch noch lange geschäftigt.

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  3. wirklich gruselig ;)
    das steht wohl schon lange leer
    und wahrscheinlich haben sich dort schon Einige "ausgetobt" da es ja offen zugänglich ist
    vielleicht war es ein Hort?
    Oder eine Familie mit vielen Kindern
    Man müsste da schon die Leute aus dem entsprechenden Ort fragen um mehr heraus zu bekommen
    liebe Grüße
    Rosi

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    1. klar, haben viele dort schon randaliert und es verwüstet, aber trotzdem sieht man noch sehr gut, dass einfach alles komplett zurück gelassen wurde.

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  4. Ich finde die ganze Szene auch eher gruselig, aber ich würde tatsächlich mal versuchen herauszufinden, was da früher mal gewesen ist. Denn so viele Babysschalen und Kinderwagen und Kindersitze braucht man doch normalerweise nicht gleichzeitig. Ich denke, dass das Haus keine 30-40 Jahre leer steht. Von dem Design des Stundenplans und den herumliegenden Kartons von Drucker und Router denke ich, dass es höchstens 15 Jahre her sein kann.

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    1. Der Router wurde bis 2007 verkauft.

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    2. Dann war ich mit meiner Schätzung ja gar nicht so schlecht ;-)

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    3. es ist wirklich noch keine Jahrzehnte leer, dass konnte ich vor Ort deutlich sehen. Und ich gebe euch Recht, so viel Schalen und Kinderwagen braucht eine normale Familie eigentlich nicht.

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  5. Auch bei mir stellt sich ein leises Unbehagen ein, wenn ich die Fotos betrachte und lese, was du geschrieben hast. Ja, die Puppe, unglaublich, was die dür eine Wirkung hat. Tja, da bleiben wirklich viele Fragen offen.
    Liebe Grüße
    Heike

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    1. und ich bin total überrascht, dass ich euch dermaßen durch die Bilder und den Beschreibungen gefühlstechnisch mit auf die Reise nehmen konnte.

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  6. Wow, da bekommt man direkt beim Lesen und betrachten der Bilder eine Gänsehaut. Du musst mich beim nächsten Mal unbedingt mitnehmen. LG Delia

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    1. versprochen bei der nächste geplanten Tour rufe ich dich vorher an, ob du dabei sein möchtest :-)

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  7. ...I hope that at one time this was a happy place!

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    1. Yes, I hope so too, especially for the children who lived there.

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  8. Wow, was da alles noch so rumliegt, aber auch unheimlich. Wäre passend als Kulisse für nen Horrorfilm. LG Edeline

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    1. stimmt, wäre wirklich der perfekte Ort für eine düstere Geschichte. Ich mag Horrorfilme sehr gern.

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  9. Unglaubliche Bilder, mit der Frage: Warum, was ist da passiert? Einen extrem geheimnisvollen Lost Place habt ihr da gefunden. Aber ich denke, genau diese Ungewissheit macht viel Platz für eigene Empfindungen und Vermutungen.
    LG Werner

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    1. ich hätte noch viel auf Foto festhalten können und hatte die ganze Zeit während der Erkundung eine lebhafte Fantasie.

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  10. Da pena el abandono. te mando un beso.

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    1. Sí, el hecho de que se dejaran tantos recuerdos allí abandonados hace que uno se pregunte qué pudo haber sucedido.

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  11. Das hat echt was von einem Gruselfilm. Kein Wunder, wenn einem da die Fantasie durchgeht - vor allem, wenn man eh eine lebhafte Fantasie hat. Schade, dass ihr nichts zur Geschichte herausgefunden habt. Das würde einen ja schon sehr interessieren, was da passiert ist.

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    1. ich habe ein wenig zu dem Ort recherchiert, aber auch dort konnte ich nichts finden zu diesem Haus und den ehemaligen Bewohnern.

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  12. Sehr cool, dass du ebenfalls testen darfst =) Ich wünsche dir guten Hunger :D

    Das is wirklich ein krasser Lost Place und ich kann mir gut vorstellen wie ihr euch gefühlt habt. Es war zwar sicher interessant und spannend, aber eben auch sehr bedrückend. Trotzdem danke, dass ihr das mit uns geteilt habt =) Lg

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    1. dieser Ort zeigt aber auch schön, wie vielfältig Lost Place doch ist.

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  13. Man könnte ja auch vielleicht bei der Polizei nachfragen. Die könnte sicher auf klären, denn normal ist das nicht.
    Liebe Grüße
    Edith

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    1. ich wohne ja nicht all zu weit weg und wäre da was gewesen, hätte ich es garantiert mitbekommen.

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  14. Edith hat für mein trauriges Herz eine Art Tür geöffnet. Bevor die Phantasien - die sich unbedingt einstellen - weiter das Oberwasser gewinnen ist eine Gewissheit wohl besser. Dieser Post passt vorzüglich in diese Zeit. Möge nun der baldige Advent neue Hoffnung bringen auf jenes Kind, welches die Welt gerettet hat .
    LG Dori

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    1. vielleicht interpretieren wir alle durch unserer Fantasie zu viel hinein und am Ende haben nur viele Menschen dort ihrem persönlichen Müll abgeladen...

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  15. oh, Romy, deine Bilder haben mich alle sehr bewegt. Sie machte mich auch nachdenklich und erschrocken. Es sieht alles wie nach einer Flucht aus. Da war keine Zeit zum überlegen, was man mitnehmen mag. Und wenn man an die vielen schlimmen und traurigen Nachrichten denkt, dann kann man sich so manche schlimme Situation vorstellen. Wir lesen so vieles in der Zeitung, oder sehen im Fernsehen oder im Handy was alles los ist in unserer Welt, und sehen oft gar nicht was bei uns um die Ecke passiert.
    Dein Beitrag hilft, wach zu rütteln.
    Liebe Grüße von Heidi

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    1. und trotz all der negativen Gedanken, habe ich es nicht eine Sekunde bereut, mir diesen Lost Place anzuschauen.

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  16. Da beginnt es im Hirnkastl zu rattern und man versucht die sich einschleichenden schlimmen Gedanken zu verjagen.
    Dennoch eine sehr aufmerksame Beobachtung.
    Ein entspanntes Wochenende,
    Luis

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    1. wahrscheinlich kommt es auch daher, das wir alle so denken, weil uns durch die Medien nur noch schlimme und tragische Nachrichten vermittelt werden.

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