Letztes Jahr im August zeigte ich euch ein verlassenes Freibad in der Rubrik "Lost Place" und eure vielen Reaktionen durch Kommentare war überwältigend und zeigte dieses enorme Interesse an dieser Location. Und um euch wieder etwas in diese Richtung zu präsentieren, ging es dieses Mal in das erste entstandene Spaßbad im Osten nach der Wende. Eröffnung war im Jahre 1993 und es erfreute sich sehr großer Beliebtheit. 2009 kam dann das Ende und seit dem vegetiert es vor sich hin und verfällt.
Es war erstmal recht aufwendig, es wirklich zu finden, da es mitten in die Natur gebaut wurde. Aber nachdem wir uns durch Wald und Vegetation gekämpft hatten, stand es auf einmal vor uns in voller Pracht.
Der Eingangsbereich bestand komplett aus Glas, dass meiste davon ist schon zu Bruch gegangen, sodass man wirklich genau aufpassen musste, wo man hintritt. Und wie es sich gehört betraten wir das Bad durch den Originaleingang, so wie es damals jeder einzelne Besucher auch tat.
Überall ist Graffiti zu sehen, nicht eine Wand blieb verschont und dennoch kann man die einzelnen Bereiche noch sehr gut erkennen. Der Kassentresen lädt noch immer dazu ein, den Eintrittspreis zahlen zu wollen.
Ein paar Schritte weiter und man steht vor dem riesen Becken, was nur noch ein Schatten seiner selbst ist, die Scheiben dahinter sind alle zerborsten, sodass man heute nur noch den Wind hört, der durchs Gebäude weht. Es klingt irgendwie unheimlich.
Die Umkleiden habe ein zeitloses Design, auch heute werden sie noch so gebaut, wenn eine Schwimmeinrichtung entsteht. Gehalten in einem frischen Blau, was sich nun paart mit bunten Schmierereien.
Die Spinte für persönliche Sachen sind alle offen, stellenweise fehlen die Schlösser. Mir huscht ein Lächeln übers Gesicht, denn egal in welchem Bad ich bis jetzt zum schwimmen war, es nervt immer, wie schmal sie sind und man kaum etwas unterbringen kann. Und auch hier war es demnach nicht anders.
Es muss wirklich sehr einladend ausgesehen haben, weil es alles schön lichtdurchflutet war, alle verlegten Fliesen waren angeraut, damit man einen sicheren Gang und Stand hatte. Das merke ich heute noch, auch wenn ich mit festen Trekkingschuhen unterwegs bin.
Es gab mehrere Whirlpools die regelrecht zum Entspannen einluden, jetzt gleichen sie eher einer Müllkippe, der Anblick ist mehr als traurig.
Das Kinderbecken ist noch in einem super Zustand im Verhältnis zu dem Rest, man kann sehr schön sehen, wie viel Mühe man sich damals gemacht hat mit der Gestaltung, schon allein wenn man sich die verbauten Steine anschaut.
Da keine Menschenseele in dem Objekt war, hat man erstmal richtig die Dimensionen des Bades wahrgenommen, denn man fühlte sich regelrecht winzig, wenn man mitten im großen Becken stand.
Und was ist ein Spaßbad ohne Rutsche....die muss natürlich sein und auch diese haben wir uns genau angeschaut, denn sie machte von fast allem noch den stabilsten Eindruck, sodass ich den Aufstieg am Ende auch wagte.
Es ging wirklich in luftige Höhen , Wahnsinn wie viele Kinder mehrmals bei ihrem Besuch die Treppe erklimmt haben müssen für etwas Rutschspaß. Jetzt begleitet mich nur der Wind.
Irgendwie ein trauriger Anblick wenn man so davor steht, denn es wird einem klar, dass hier nie wieder ein Kind sich in die Tiefe gleiten lässt mit Lachen und Geschrei.
Ich denke in ein paar Jahren wird die Konstruktion nachgeben, da bereits jetzt kräftige Bäume von unten dagegen drücken, was sie Statik auf Dauer nicht aushalten wird bzw. wird die Röhre aus massiven Kunststoff als erstes nachgeben.
Das Außenbecken ist nur noch zu erahnen, ein paar blaue Flecken erinnern daran, dass hier mal glasklares Wasser drin war und man entspannt ein paar Runden drehen konnte. Jetzt ist es voll mit schmutzigen Regenwasser und Unrat.
Man schaut sich alles genau an und oft nach unten, weil man aufpassen muss, wo man hintritt, da vieles bereits sehr marode ist. Fast hätte ich dieses wunderschönen Anblick der Deckenkuppel verpasst. Diese ist notdürftig mit Folie überspannt, da die Glasscheibe schon längst zerborsten sind. Und dennoch zeigt es, wie schön es mal gewesen sein muss.
Auf dem Rückweg entdeckte ich dann noch dieses Regal, was genutzt wurde für Handtücher und Co. wenn man sich im Wasser vergnügte. Nun bleiben sie für immer leer...was einen traurig stimmt irgendwie.
Am Ende unserer Tour drehte ich mich noch ein letztes Mal um und ließ meine Augen dieses verlassene und stille Bad bestaunen in all der Stille. Wer weiß, ob ich es jemals wieder zu Gesicht bekommen werde.
Und als wir den Eingangsbereich erneut durchschritten und mir wieder auffiel, dass alle Glasscheiben kaputt sind, entdecke ich sogar all die Scherben auf dem Boden, die ein tolles Fotomotiv abgaben und somit auch den perfekte Abschluss des Berichtes in meinen Augen. Denn es zeigt die Vergänglichkeit von allem und in meinen Augen trotzdem noch was Schönes an sich an hat. Ich mag einfach den morbiden Verfall.
Ich hoffe, ich konnte euch mit den Bildern und meinen Worten dazu mitnehmen auf die Reise in ein verlassendes Spaßbad, was vor mehr als 26 Jahren das letzte Mal Kinder zum Lachen brachte.
Unglaublich, wie hier der Zahn der Zeit nagt. Und nicht nur der. Schade um dieses Spaßbad, zumal es einst sehr schön gewesen sein muss.
AntwortenLöschenDanke fürs Mitnehmen!
Liebe Grüße
Heike
Eindrucksvolle Bilder. Ist es dir schwer gefallen, die Rutsche nicht zu rutschen, wo du schon oben standest? Die Deckenkuppel ist wirklich schön.
AntwortenLöschenWarum wurde das Bad außer Betrieb genommen?
Den Bildern im Internet nach zu urteilen, muss es tatsächlich mal ein sehr schönes Bad gewesen sein. Tja, sehr schade immer wieder.
AntwortenLöschenLaut Internet schrieb es am Ende nur noch rote Zahlen und ging in die Insolvenz.