Sonntag, 20. November 2022

Verlust und Trauer

Aktuell sehe ich wieder überall in den Blumenläden Gestecke für den heutigen Totensonntag, der Tag an denen man den Verstorbenen gedenkt. Meiner Meinung nach braucht es dafür kein Datum, denn sie fehlen uns jeden Tag. Mein Vater starb vor mehr als 20 Jahren, völlig unerwartet im Alter von gerade mal 50 Jahren. Für mich war das damals unbegreiflich und ich konnte jahrelang nicht den Friedhof betreten, der Schmerz und der Verlust waren einfach zu groß. Später legte es sich ein wenig und ich besuchte den Friedhof an bestimmten Tagen, wie seinen Geburtstag, sein Sterbetag, etc., aber eher - wie soll ich es ausdrücken - aus Pflichtgefühl.

Im Jahre 2020, genauer gesagt im 2.Halbjahr verlor ich dann gleich drei geliebte Menschen. Während dieser kurzen Zeitspanne funktionierte ich einfach nur. Für die eigene Trauer war keine Zeit. Erst Monate später realisierte ich wirklich, wie wichtig mir diese Personen waren und wie sehr sie doch fehlten. Ich spürte in manchen Situationen totale Leere und tiefste Sehnsucht. Und hier half mir der regelmäßige Gang auf den Friedhof. Und auch heute noch gehe ich einfach an die Gräber, erzähle den Verstorbenen die neuesten Neuigkeiten oder was mich sonst so gefühlstechnisch beschäftigt. Dann setze ich mich auf eine Bank und genieße die Stille um mich herum. Ich beobachte andere Friedhofsgänger und komme zur Ruhe, schwelge in Erinnerungen, die auch ab und an ein Lächeln über mein Gesicht huschen lassen. 

Genau dort, auf dem Friedhof fühlen ich mich mit geliebten Menschen verbunden, die ich nie wieder sehen werde. Es ist wie Balsam für meine Seele und lindert den Schmerz. Schade, dass ich damals vor über 20 Jahren nicht den gleichen Weg gewählt habe, als ich meinen Vater zu Grabe tragen musste.

Deshalb ist für mich der Totensonntag nur ein Datum im Kalender...



20 Kommentare:

  1. Ich finde solche Tage wichtig, auch wenn diese etwas traurig sind.
    Liebe Grüße!

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    1. es kommt auf die persönliche Situation an, denke ich...

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  2. Genau so geht es mir auch. Ich habe dort das Gefühl, dass sie ganz nah bei mir sind. Liebe Grüße

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  3. Das ist sehr traurig… aber Du hast Recht. Ich hab das auch letztens mit unserer Tochter diskutiert. Auch dass man nicht zwingend auf den Friedhof gehen muss, um sich an liebe verstorbene Menschen zu erinnern.

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    1. jeder trauert in seiner eigenen Art und schwelgt in Erinnerungen.

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    2. Hallo,
      das ist ein ganz toller Beitrag. Es ist so - man braucht keinen Tag, um an geliebte Menschen, die man verloren hat, erinnert zu werden. Mein Vater ist Anfang des Jahres gestorben und erst am Wochenende habe ich geträumt, dass er mich angerufen hat, dass er mich besuchen kommt. Meine Mutter ist ebenfalls vor einigen Jahren verstorben, das schmerzt heute sogar noch. Eine Mutter zu verlieren ist für mich bisher der größte Verlust.
      Beste Grüße
      Martina

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    3. tut mir sehr leid, dass bei dir beide Elternteile schon gegangen sind, der Verlust ist für dich natürlich enorm, ich fühle mit dir.

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  4. Ohja da habe ich wirklich ein Schäppchen geschlagen :D Für den Preis kann man nicht meckern.

    Der Totensonntag is für mich auch nur ein Datum im Kalender, nicht mehr. Ich vermisse meine Oma (die 2007 verstorben is) auch so. Und besuchen kann ich sie eh nicht, da sie in der Nordsee verstreut wurde. Ich denke so an sie =) Lg

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    1. wenn es ihr Wille war, habt ihr ihren letzten Wunsch erfüllt, finde ich völlig in Ordnung.

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    2. Ja sie wollte immer in der Nordsee verstreut werden =) Und ich möchte für mich auch mal eine Seebestattung, dann muss niemand für mich das Grab pflegen :D Und ich schwimme mit Nemo & Dorie ^^

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    3. toll, dass ihr den Wunsch erfüllt habt...

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  5. Mit der Zeit ändern sich die Bedürfnisse. Früher habe ich auch nur die Blumen am Wochenende oder im November das Gesteck zum Friedhof gebracht. Später bin ich auch länger dort geblieben. Dann kam eines Tages das Schreiben der Behörde "Ruhezeit der Eltern abgelaufen" . Nach langem Kampf und vielem hin und her, habe ich das Grab nicht noch einmal für 25 Jahre gekauft. Jetzt sind die Lieben nur noch im Herzen.

    Liebe Grüße
    Arti

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    1. kann ich nachvollziehen, 25 Jahre sind eine sehr lange Zeit und wir werden auch nicht jünger. So eine Entscheidung ist wirklich nicht leicht.

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  6. Im selben Jahr sind meine beiden Opas gestorben! Der eine im Frühjahr, der andere im Spätherbst! Ich fühle mit dir!

    Liebe Grüße
    Jana

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    1. mein Beileid, manchmal geht es wirklich schnell, und man verliert in der kurzen Abständen mehrere geliebte Menschen.

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  7. liebe Romy, du hast deine Gefühle so schön beschrieben, und ich denke mir geht es ähnlich wie dir. Bei mir kommt dann allerdings noch das Alter dazu. Als ich jünger war habe ich das Sterben in so weiter Entfernung gesehen - da wollte ich mich gar nicht damit auseinandersetzen. Naja, ist ja gut so 😀.
    Liebe Grüße von Heidi-Trollspecht

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    1. ich denke auch, mit dem steigenden Alter sieht man vieles anders und merkt erst wirklich, wie kurz die eigene Zeit hier ist.

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